Das Hörspiel entstand nach dem Roman „Das Bildnis des Grauens“. Als E-Book in der Kategorie „Horror“ auf meiner Website gelistet.
Orlando de Simone stand vor dem brüllenden Franco, den vier Männer kaum bändigen konnten. Er besprengte ihn mit Weihwasser, er hielt ihm das Kreuz fast ins Gesicht. Nichts half. Franco brüllte entsetzlicher, als die Männer je einen Mann hatten brüllen hören.
»Sie haben mich. Ihre Zähne… Ah, nein, nein! Aaahhhh!«
Die Schreie hatten nichts Menschliches mehr. Franco bäumte sich im Griff Marks, Ginos, des Dieners und des Carabiniere auf, riss sich mit übermenschlicher Kraft los. Seine Augen quollen hervor. Er deutete auf den Spiegel an der Wand.
»Da! Da!«
Er sank zurück — tot. Mark und die andern schauten zum Spiegel. Sie sahen einen leichten Hauch, der die Fläche verschleierte, das Spiegelglas ein wenig verschwimmen ließ. Mit einem Schrei packte der Marchese den Degen und rammte ihn in den Spiegel.
Ein Wehlaut ertönte, eine Bewegung war im Zimmer. Aber dann erschallte schon das Gelächter, das die Bewohner des Palazzos in den Nächten zuvor schon gehört hatten. Die dumpfe Stimme sprach.
»Wieder ein de Simone weniger. Ausrotten will ich das verfluchte Geschlecht und jenen Mark Saxon, der eine de Simone liebt. Sterben und verfaulen sollt ihr, Elende!«
Der Carabiniere wich zurück, bis er mit dem Rücken neben dem Bett an die Wand stieß. Gino aber warf sich auf die Knie.
»Nimm mich!«, schrie er. »Die andern sind unschuldig. Ich habe es getan, ich habe Claudia in den Tod getrieben, ich allein. Nimm mein Leben, und lass diese grauenhafte Rache aus dem Jenseits ein Ende haben.«
Etwas kicherte; man konnte, nicht genau erkennen, woher das Kichern kam.
»Ursache und Wirkung«, sagte die Stimme hämisch. »Man kann den Prozess nicht bremsen. Das Schreckensvermächtnis erfüllt sich, und niemand kann etwas daran ändern, hahaha.«
Ein eiskalter Wind blies durchs Zimmer. Das geschlossene Fenster zerbarst, und die Scherben fielen hinaus. Die Männer spürten, dass etwas wich.
Sie konnten wieder freier atmen.
Der schlanke Carabiniere kam hereingestürzt.
»Was ist geschehen?«
Fassungslos betrachtete er den toten Franco de Simone.
»Haben Sie einen Arzt verständigt?«, fragte der Marchese.
»Das Telefon war gestört, es ging nicht. Ich hörte nur unheimliche Geräusche in der Leitung und bekam keine Verbindung.«
Mark trat jetzt zu Franco de Simone. Er untersuchte den kräftigen jungen Mann im Schlafanzug. Francos Gesicht war von Entsetzen so verzerrt, dass es nicht zu erkennen war. Sein Herz schlug nicht mehr.
»Er ist vor Grauen gestorben«, sagte Mark. »Sein Herz hat es nicht ausgehalten.«